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Zwei Paar Hände halten einander fest vor einem Hintergrund aus einem lila Kreis umrandet von einem gelben Kreis.

Haarausfall
nach einer Krebserkrankung

Der Verlust der Haare ist für viele Frauen eine der sichtbarsten und emotional belastendsten Nebenwirkungen einer Krebstherapie. Diese Zeit stellt Betroffene vor allem vor psychische Herausforderungen. Oft leidet das Selbstwertgefühl und Schamgefühle entstehen. Mittlerweile gibt es jedoch hilfreiche Strategien, um diese Gefühle zu bewältigen und sich wieder wohlzufühlen.

Eine Bürste mit ausgefallenen Haaren

Warum kommt es zu Haarausfall?

Der Haarausfall ist meist eine Folge der Chemotherapie. Die eingesetzten Medikamente (Zytostatika) greifen neben den Krebszellen auch andere sich schnell teilende Zellen im Körper an. Dazu gehören auch die Haarwurzelzellen. Der Haarausfall beginnt in den meisten Fällen etwa zwei bis vier Wochen nach dem Start der Chemotherapie. Dabei können nicht nur die Kopfhaare, sondern auch Augenbrauen, Wimpern und die generelle Körperbehaarung betroffen sein. Wie stark der Haarverlust ausfällt, hängt von der eigenen Veranlagung sowie von der Dosierung der Medikamente ab. Für andere äußerlich sichtbar wird der Verlust erst, wenn etwa die Hälfte der Haare ausgefallen ist.(1) (2)

Anders als bei einer Chemotherapie fallen die Haare bei einer Strahlentherapie nur an den Körperregionen aus, die direkt bestrahlt werden. Falls die Strahlen auch den Kopf treffen, werden die Haarwurzeln auch bei einer hohen Dosis weniger belastet als bei einer Chemotherapie. Es kann, muss aber in diesem Fall nicht zu einem Haarverlust kommen. Auch hier spielt die individuelle Veranlagung eine Rolle. Falls die Haare ausfallen, dauert es jedoch länger als bei einer Chemotherapie, bis sie wieder nachwachsen. Wenn die Behandlung abgeschlossen ist, dauert es in der Regel drei bis sechs Monate, bis die Haare wieder nachwachsen. Die nachwachsenden Haare können anders aussehen, zum Beispiel dichter und lockiger sein, und auch die Haarfarbe kann sich von der früheren Farbe unterscheiden. In den meisten Fällen sind diese Veränderungen jedoch vorübergehend und nach einiger Zeit sehen die Haare wieder aus wie vor der Krebsbehandlung.(1) (2)

Zeichnung einer Glühbirne

Viele Informationen und eine Schmink- und Farbberatung für Frauen mit Krebs finden Sie in dieser Broschüre.

Umgang

Der Moment, in dem man die ersten Haarbüschel in den Händen hält, ist für viele Frauen ein Schock. Es ist normal und verständlich, in dieser Situation Trauer, Wut oder Scham zu empfinden. Helfen kann das aktive Abrasieren der Haare, sobald diese anfangen, sichtbar auszufallen. Viele Betroffene berichten, dass dieser Schritt ihnen ein Gefühl von Kontrolle zurückgegeben habe. Die bewusste Entscheidung für die Rasur und der aktive Umgang mit der Veränderung hilft vielen, die neue Situation anzunehmen.

Eine junge Frau rasiert sich den Kopf.

Praktische Tipps:

  • Schon vor Therapiebeginn eine Perücke auswählen: Bei rechtzeitiger Auswahl kann die Perücke der bisherigen Frisur, Haarstruktur und Farbe angepasst werden, was die Umgewöhnung erleichtern kann.
  • Kosmetik und Beratung: Fehlende Wimpern und Augenbrauen lassen sich mit Make-up kaschieren. Es gibt spezielle Kosmetikseminare, die professionelle Beratung anbieten.
  • Alternativen zur Perücke: Tücher, Schals, Mützen und Hüte bieten Schutz, wenn man sich ohne Haare unwohl fühlt. Da es mittlerweile zahlreiche Trage- und Bindeanleitungen mit entsprechenden Videos gibt, sind der Kreativität hier keine Grenzen gesetzt.

Generell gilt: Sie müssen sich wohlfühlen! Dieses Bedürfnis kann von Tag zu Tag variieren: Manchmal fühlen Sie sich vielleicht mit einer Perücke oder einem Tuch sicherer, während es Ihnen an anderen Tagen nichts ausmacht, „oben ohne“ gesehen zu werden. Machen Sie sich keinen Druck – es geht darum, dass Sie Ihren eigenen Weg finden.

Zwei Sprechblasen auf orangem Hintergrund.

Die DKMS bietet kostenfreie Kosmetikseminare an, in denen Teilnehmerinnen Tipps zu den Themen Kosmetik und Haare erhalten. Alle Infos finden Sie hier.

Erstattung durch die Krankenkasse

Frauen haben bei Haarausfall infolge einer Krebstherapie in der Regel Anspruch auf eine Perücke, deren Kosten ganz oder teilweise von der Krankenkasse übernommen werden. Hier gibt es jedoch Unterschiede zwischen gesetzlichen und privaten Krankenkassen. Bei der gesetzlichen Krankenkasse variiert die Übernahme der Kosten stark. Häufig müssen Patient*innen eine Zuzahlung leisten, die 10 % der Kosten, jedoch mindestens 5 Euro und maximal 10 Euro beträgt. Bei der privaten Krankenkasse wird dagegen je nach Fall individuell entschieden. In welcher Höhe die Krankenkasse die Kosten übernimmt, hängt von Ihrem Beitragstarif und Leistungskatalog ab.(3)

Für eine Perücke muss Ihnen Ihre hausärztliche oder onkologische Praxis ein Rezept ausstellen, das die Diagnose und den Grund für den Haarverlust – zum Beispiel eine Chemotherapie – ausweist. Um eine Perücke anfertigen zu lassen, müssen Sie einen Termin bei einer Zweithaarspezialistin oder einem Zweithaarspezialisten vereinbaren. Kontaktieren Sie am besten zuvor Ihre Krankenkasse und erkundigen Sie sich, ob der Spezialist/die Spezialistin bei Ihrer Krankenkasse zugelassen ist.(3) (4)

Außerdem sollten Sie vor dem Kauf der Perücke einen Kostenvoranschlag einholen und diesen mit Ihrer Krankenkasse abstimmen, damit Sie wissen, welche Kosten übernommen werden. Das variiert je nach Versicherung, oftmals wird jedoch der Betrag für eine Kunsthaarperücke ganz übernommen. Zusätzliche Kosten beispielsweise für eine Echthaarperücke müssen von den Patient*innen selbst übernommen werden. Damit Ihre Perücke fertig ist, wenn Sie sie benötigen, sollten Sie sich möglichst schon beraten lassen, bevor der Haarausfall beginnt. Einige Krankenkassen übernehmen auch die Kosten für andere Kopfbedeckungen. Informieren Sie sich frühzeitig, da meist entweder eine Perücke oder eine alternative Kopfbedeckung erstattet wird.(3) (4)

Grafik eines Kopfes mit einem Herz in der Mitte.

Im „Krebs-Podcast“, der sich speziell an Krebspatientinnen und deren Umfeld wendet, sprechen Expert*innen unter anderem über Eierstock- und Gebärmutterkörperkrebs.

Eine junge Frau mit einem Tuch auf dem Kopf betrachtet sich in einem Spiegel.

Möglichkeiten nutzen

Haarausfall durch eine Krebstherapie ist mehr als ein kosmetisches Problem, denn er macht die Erkrankung nach außen sichtbar. Viele Frauen fühlen sich dadurch in ihrer Weiblichkeit und Attraktivität eingeschränkt. Perücken, Tücher, Kosmetik und professionelle Beratung können helfen, sich auch in dieser Phase wieder wohlzufühlen, und das Selbstbewusstsein stärken.

Auch der Internationale Tag der Gynäkologischen Onkologie soll auf diese Themen aufmerksam machen. Jedes Jahr am 20. September werden gynäkologische Krebserkrankungen weltweit in den Fokus gerückt. Dabei wird besonders die Relevanz der Früherkennung betont, aber auch Nebenwirkungen der Therapien und deren Auswirkungen auf den Alltag – darunter auch Haarausfall. Für Betroffene ist es wichtig, sich frühzeitig zu informieren, Unterstützung anzunehmen und ihren eigenen Weg im Umgang mit dem Haarausfall zu finden, denn Attraktivität und Stärke gehen weit über das Haar hinaus.(5)

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