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Nach der Krebsdiagnose stehen Betroffene vor vielen Fragen. Welche Therapie ist die richtige? Welche Folgen kann die Erkrankung haben? Zu der gesundheitlichen und emotionalen Belastung kommen aber auch noch andere Herausforderungen: Viele Betroffene können über einen langen Zeitraum nicht arbeiten und stehen vor größeren finanziellen Problemen.

Die finanzielle Belastung durch Krebs
Eine Krebserkrankung führt oft zu langen Arbeitsausfällen. Der/die Arbeitgeber*in zahlt das vollständige Gehalt in der Regel bis zu sechs Wochen lang weiter (Lohnfortzahlung, gilt auch für Minijobber*innen). Nach dieser Zeit übernimmt die Krankenkasse. Insgesamt kann das Krankengeld bis zu 78 Wochen, also etwa 1½ Jahre, gezahlt werden. Es beträgt 70 Prozent des regelmäßigen Bruttoeinkommens, aber maximal 90 Prozent des Nettogehalts.(1) Auch wenn die finanzielle Lücke zunächst nicht gravierend erscheint, kann sie vor allem für Familien und Alleinverdiener*innen existenzbedrohend sein.
Daneben kommen auf Betroffene meist zusätzliche Kosten zu: Teilweise müssen Zuzahlungen für Medikamente geleistet werden, Fahrten zu Therapien müssen bezahlt werden, und Unterstützung im Alltag, etwa durch eine Haushaltshilfe, wird eventuell nötig. All diese Punkte führen dazu, dass Betroffene ein erhöhtes Risiko haben, in die Armut zu rutschen. Arbeitnehmer*innen sind bei einer Erkrankung meist noch recht gut abgesichert, allerdings gilt das nicht für alle. Alleinerziehende beispielsweise üben oft Minijobs aus, und weil es für geringfügig Beschäftigte kein Krankengeld gibt, fallen nach sechs Wochen alle Einnahmen weg. Auch junge Menschen bekommen oft Probleme, da sie meist noch keine finanziellen Rücklagen haben. BAföG-Bezieher*innen bekommen nach drei Monaten Krankheit keine Förderung mehr.(2)
Wichtig! Um das volle Krankengeld zu erhalten, muss eine Krankschreibung ohne Unterbrechungen vorliegen. Bei einer Lücke entfällt das Krankengeld für die fehlenden Tage.
Lohnfortzahlung und Krankengeld: Was Betroffene wissen müssen
Auch wenn man nach einer Krebsdiagnose zuerst einmal mit gesundheitlichen Fragen und Problemen beschäftigt ist und sich finanziell aufgefangen fühlt, ist eine möglichst frühzeitige finanzielle Planung sinnvoll. Privatversicherte sollten zudem die Bedingungen ihrer Krankenkasse prüfen, da hier andere Regeln gelten können als bei den gesetzlichen Kassen.(3)

Neben der Lohnfortzahlung und dem sich anschließenden Krankengeld gibt es weitere staatliche und soziale Leistungen, die Betroffene in Anspruch nehmen können:
- Erwerbsminderungsrente: Wenn Sie dauerhaft eingeschränkt und nur noch teilweise oder gar nicht mehr arbeitsfähig sind, können Sie eine Rente beantragen. Die Rente kann als Voll- oder Teilrente genehmigt werden, je nachdem, wie viele Stunden der/die Betroffene arbeiten kann. Wichtig ist, dass kein Berufsschutz gilt. Das heißt: Sie müssen jede Tätigkeit annehmen, unabhängig von Ihrem gelernten Beruf. Zudem müssen Sie eine Versicherungszeit von mindestens fünf Jahren nachweisen können und in mindestens drei der zurückliegenden fünf Jahre Pflichtbeiträge gezahlt haben. Eine genehmigte Erwerbsminderungsrente ist normalerweise auf drei Jahre begrenzt, danach wird der Anspruch erneut geprüft.(3)
- Härtefonds: Verschiedene Organisationen und Stiftungen bieten schnelle und unbürokratische finanzielle Hilfen für Krebskranke, die unverschuldet in eine Notlage geraten sind. Die Unterstützung ist begrenzt und wird im Normalfall nur einmalig ausgezahlt. Zudem ist das Geld an Familieneinkommensgrenzen gebunden, damit auch wirklich diejenigen Unterstützung erhalten, die sie am dringendsten benötigen.(4)
- Beratung und psychosoziale Unterstützung: Das Wichtigste ist, sich Unterstützung zu suchen. Die Frauenselbsthilfe Krebs beispielsweise bietet Informationen und Beratung rund um das Thema Existenzsicherung an. Auch die Deutsche Krebshilfe unterstützt Betroffene, z. B. durch Online-Kurse, die Tipps und Orientierung geben.(5), (6)

Tipps für den Umgang mit Existenzangst
Existenzangst ist eine häufige Begleiterscheinung einer Krebserkrankung. Informieren Sie sich frühzeitig, und nutzen Sie Beratungsangebote – ob von Selbsthilfe- und anderen Organisationen, Krankenkassen oder Sozialdiensten. Lassen Sie sich in Ruhe über Ihre Ansprüche und Möglichkeiten (wie Sozialleistungen, Krankengeld oder Rentenansprüche) aufklären. Sprechen Sie mit Ihrer Familie und/oder nahestehenden Freunden über Ihre Situation, und erstellen Sie nach Möglichkeit einen Finanzplan. Wichtig ist, sich frühzeitig zu informieren und Unterstützung anzunehmen, damit man sich wieder ganz auf die Genesung fokussieren und das Leben genießen kann.
Alle Informationen auf den Punkt bringt die Broschüre: „Ihr Weg: Sozialleistungen für Menschen mit Krebs“.
Quellen:
- https://www.bundesgesundheitsministerium.de/krankengeld.html (abgerufen am: 04.07.2025)
- https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/leben-mit-krebs/beratung-und-hilfe/armutsrisiko-krebs.html (abgerufen am: 04.07.2025)
- https://www.krebshilfe.de/informieren/ueber-krebs/mit-krebs-leben/sozialleistungen-bei-krebserkrankungen/ (abgerufen am: 04.07.2025)
- https://www.frauenselbsthilfe.de/infothek/geld-und-mehr/existenzsicherung/haertefonds.html (abgerufen am: 04.07.2025)
- https://www.frauenselbsthilfe.de/infothek/geld-und-mehr/existenzsicherung.html (abgerufen am: 04.07.2025)
- https://www.deutsche-krebsstiftung.de/online_kurs/online-kurs-zur-existenzsicherung-bei-krebs/ (abgerufen am: 04.07.2025)
NP-DE-ON-WCNT-250028; 08/25