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Eine Krebsdiagnose zu erhalten und diese dann mit dem Umfeld zu teilen, das kann sehr herausfordernd sein. Viele Betroffene sind unsicher. Sie fragen sich, wann und wie sie sich über ihre Erkrankung informieren sollen. Die Antwort darauf ist so individuell wie der Krebs selbst. Einige grundlegende Tipps können dabei helfen, die Situation zu meistern. Lesen Sie selbst.
Sich der eigenen Bedürfnisse bewusst werden
Der erste Schritt nach einer Diagnose besteht darin, sich selbst über die eigenen Gefühle und Bedürfnisse klar zu werden. Für manche Betroffene ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen und die Diagnose zu verarbeiten, bevor sie Familie, Freundeskreis oder im Job informieren. Andere möchten dagegen direkt mit einer Vertrauensperson sprechen. Wichtig ist, dass Sie als Patient*in auf das eigene Gefühl hören und sich dann an andere wenden, wenn Sie sich dazu bereit fühlen.

Das Gespräch mit Vertrauten zu suchen ist ein wichtiger Schritt.
In den meisten Fällen spricht man zunächst mit den engsten Vertrauten, ob Partnerin oder Partner, der Familie oder guten Freund*innen. Diese Gespräche sind meist emotional und können auch schwierig werden. Schließlich wissen beide Seiten nicht, was auf sie zukommt und wie man am besten mit einer so besonderen Situation umgehen kann. Hier gibt es kein Richtig oder Falsch – führen Sie das Gespräch so, wie es sich für Sie passend anfühlt.
Eine gute Vorbereitung kann Gespräche erleichtern
Bei der Mitteilung in einem größeren Kreis kann es dann sinnvoll sein, sich vorher ein paar Gedanken zu machen. Zum Beispiel, wie viele Details man preisgeben möchte. Manche Menschen fühlen sich wohler damit, nur das Nötigste zu teilen, während andere offen über ihre Erkrankung sprechen möchten. Beides ist in Ordnung und sollte respektiert werden.
Mit unterschiedlichen Reaktionen rechnen
Es kann hilfreich sein, sich darauf vorzubereiten, dass die Reaktionen des Umfelds sehr unterschiedlich ausfallen können. Während einige Menschen mit Schock oder Sprachlosigkeit reagieren, tun es andere wiederum mit gut gemeinten, aber nicht immer hilfreichen Ratschlägen. Dabei sollte man sich als Betroffene*r bewusst machen, dass die Reaktionen oft aus einer Unsicherheit des Gegenübers heraus entstehen.
Drei gute Ansätze, um das Gespräch leichter für alle Beteiligten zu gestalten: (1) Für den passenden Rahmen sorgen. (2) Ich-Botschaften statt Du-Botschaften formulieren. (3) „Türöffner-Fragen“ stellen.
(1) Schaffen Sie eine Situation, in der Sie sich wohlfühlen.
Eine Krebserkrankung ist etwas sehr Persönliches. Ein Gespräch darüber sollte in einem Rahmen stattfinden, in dem man sich wohlfühlt. Bei einem privaten Gespräch kann man sich überlegen, ob man das Gespräch privat, vielleicht bei sich zu Hause, oder in einem öffentlichen Raum führen will. Auf dem Arbeitsplatz ist man zwar etwas eingeschränkter, aber auch hier gibt es Möglichkeiten: zum Beispiel Kleidung zu tragen, die Selbstvertrauen und Sicherheit gibt. Oder vielleicht kann eine enge Kollegin oder ein vertrauter Kollege als Begleitung eine mentale Stütze sein.
(2) Formulieren Sie Ich-Botschaften – statt Du-Botschaften.
Der zweite Tipp betrifft den Inhalt des Gesprächs, besonders im privaten Bereich. Es ist wichtig, immer aus der eigenen Perspektive zu sprechen und anderen Personen keine Vorwürfe zu machen. Wir alle wissen, dass so etwas in Ausnahme-Situationen schnell passieren kann. Eine Methode dafür ist der Einsatz von Ich-Botschaften statt Du-Botschaften. Denn Letztere werden oft vom Gegenüber als Vorwurf oder Angriff interpretiert, während eine Ich-Botschaft zum Nachfragen einlädt. Ein Beispiel verdeutlicht, wie unterschiedlich etwas gesagt werden kann:
- Du-Botschaft: „Du fragst mich nicht mehr, ob ich ausgehen möchte, seitdem du weißt, dass ich Krebs habe.“
- Ich-Botschaft: „Ich fühle mich verunsichert und bin traurig, dass du mich seit meiner Krebs-Diagnose nicht mehr fragst, ob ich ausgehen möchte.“
(3) Stellen Sie offene Fragen.
Der dritte Punkt sind die sogenannten „Türöffner-Fragen“. Während Sie als Patient*in schon Zeit hatten, die Diagnose zu verarbeiten, trifft es Ihr Umfeld oft unvorbereitet. Dann kann das Gespräch schnell ins Stocken geraten, da das Gegenüber nicht weiß, wie am besten zu reagieren ist. Hier helfen offene Fragen, die nicht mit „Ja“ oder „Nein“ zu beantworten sind. Mit Ihren Fragen geben Sie Ihrem Gegenüber die Möglichkeit, die Gedanken auszusprechen und eigene Gefühle zu äußern.

Im beruflichen Umfeld sollten sich Betroffene gut überlegen, zu welchem Zeitpunkt sie Vorgesetzte und Kolleg*innen informieren möchten und auch müssen. In den meisten Fällen kommt man nicht um ein Gespräch herum, da längere Abwesenheiten möglich sein können oder man mehr Behandlungstermine während der Arbeitszeit wahrnehmen muss. Hier kann es sinnvoll sein, zunächst ein vertrauliches Gespräch mit der oder dem Vorgesetzten zu führen. Dabei kann man die nächsten Schritte und mögliche Anpassungen des Arbeitsalltags abstimmen.
Mehr Tipps und Hilfe für das Reden mit dem Umfeld finden Sie auf dieser Website hier, darunter Videos, Podcasts und Informationen zur Krankheit und Hilfe im Alltag.

Sie sehen, es gibt keinen Standard-Weg, wie man die Diagnose einer schweren Erkrankung am besten mitteilt. Es ist Ihre ganz eigene Weise, wie Sie mit den Menschen in Ihrem Umfeld und der Situation umgehen. Was zählt, ist das Vertrauen darauf, dass die Menschen, die einem wichtig sind, Verständnis und Unterstützung zeigen werden. Mit der Zeit sollte es dann leichter fallen, über die Erkrankung zu sprechen – und auch Unterstützung anzunehmen.
NP-DE-ON-WCNT-250006 (02/25)