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Die gute Nachricht: im Prinzip ja. Damit eine Anämie (Blutarmut), an der viele Menschen mit Multiplem Myelom oder Myelofibrose leiden, Betroffenen den Urlaub nicht verleidet, gibt es einiges zu beachten. Auch die möglichen Folgen einer Anämie – Müdigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit, Kurzatmigkeit oder Schwindel(1) – gilt es dabei zu berücksichtigen. Erfahren Sie hier mehr.

In den Urlaub fahren, ohne den Körper zu überfordern
Ein Ortswechsel, neue Eindrücke oder einfach Zeit zum Durchatmen fernab vom Behandlungsalltag: Das kann sich positiv auf das Wohlbefinden auswirken.(2) Gleichzeitig bringt Reisen eine gewisse körperliche und organisatorische Belastung mit sich. Deshalb ist es besonders wichtig, das Vorhaben gut auf die eigene gesundheitliche Situation abzustimmen. Wichtig sind vor allem ein zur Erkrankung passendes Reiseziel, eine gute Vorbereitung und ein realistischer Blick auf die eigenen Kräfte.
Sprechen Sie möglichst früh mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten. Sie können einschätzen, ob Ihr Gesundheitszustand stabil genug ist, ob Ihre aktuellen Therapien eine Reise erlauben und/oder ob zusätzliche Vorkehrungen getroffen werden müssen.

Wohin soll die Reise denn gehen? Hier hat die Anämie ein Wörtchen mitzureden: Große Hitze, hohe Luftfeuchtigkeit oder extreme Höhenlagen können den Kreislauf zusätzlich belasten und die Symptome einer Anämie verstärken. Auch eine lange Anreise oder ein unruhiger Reiseverlauf mit häufigen Ortswechseln können anstrengen.(2) Daher gilt es, das Reiseziel sehr bewusst zu wählen: Es sollte nicht zu hoch liegen, ein möglichst gemäßigtes Klima haben und keine zu lange An- und Abreise erfordern.
Ideal sind ruhige Orte oder Regionen, die eine gute medizinische Versorgung bieten.(4) Grundsätzlich ist es hilfreich, wenn ein Krankenhaus in erreichbarer Nähe liegt. In vielen Ländern kann über die Europäische Krankenversicherungskarte (EHIC) medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden.(3) Darüber hinaus ist der Abschluss einer Auslandskrankenversicherung mit Rücktransportmöglichkeit anzuraten, gerade bei einer bestehenden Vorerkrankung wie dem Multiplen Myelom oder Myelofibrose.
Mit der Wahl des Reiseziels ist es natürlich nicht getan. Auch die Vorbereitungen wollen gut überlegt sein.
Gut vorbereitet geht es entspannter – und sicherer – in den Urlaub
Ob Städtetrip, Strandurlaub oder eine Auszeit in den Bergen: Die wichtigste Grundlage für eine gelungene Reise für Menschen mit Anämie ist eine sorgfältige Vorbereitung. Hier einige Punkte, die zu beachten sind, um möglichst entspannt in den Urlaub starten zu können:
- Mit dem Behandlungsteam sprechen
Ist der aktuelle Gesundheitszustand stabil genug? Gibt es Besonderheiten zu beachten, etwa Infektionsrisiken oder Risiken in Bezug auf laufende Therapiezyklen? - Anreise und Reiseverlauf möglichst stressfrei gestalten
Bevorzugen Sie Direktverbindungen, und planen Sie für längere Reisen Etappen und genügend Pausen ein.(2) - Medikamente in ausreichender Menge mitnehmen
Nehmen Sie alle notwendigen Medikamente in ausreichender Menge mit (idealerweise etwa ein Drittel mehr Tabletten etc., als für den Reisezeitraum nötig wären).(9) Medikamente sollten teils im Handgepäck, teils im Koffer transportiert werden.(2) Unerlässliche Medikamente gehören immer ins Handgepäck. - Dokumente und Notfallinformationen vorbereiten
- Medikamentenplan
- Ärztliches Attest in englischer Sprache(4) (auch für Grenzkontrollen wichtig). Um bei der Kontrolle (am Flughafen) keine Schwierigkeiten zu bekommen, sollten Sie für rezeptpflichtige Medikamente ein Attest vom Arzt vorweisen können. Das gilt auch, wenn medizinische Geräte oder Spritzen im Handgepäck mitgeführt werden müssen.
- Kopien wichtiger Befunde
- Liste mit Notfallkontakten (hausärztliche Praxis, Hämatologie, Klinik)
- Auslandskrankenversicherung abschließen
Diese sollte auch den Rücktransport im Krankheitsfall abdecken. Relevante Vorerkrankungen sollten angegeben werden.(4)
Manche Medikamente sind hitzeempfindlich. Was Sie gegebenenfalls beim Transport beachten müssen, erklärt Ihnen Ihre Ärztin oder Ihr Arzt.
Auch unterwegs gut vorbereitet sein
Hören Sie Ihrem Körper weiter gut zu, und achten Sie auf sich:
- Sich müssen sich nichts beweisen
Gönnen Sie sich ausreichend Pausen (am besten planen Sie sie gleich fest ein), und haushalten Sie mit Ihren Kräften. Je nach Grad der Anämie kann bereits ein leichter Spaziergang anstrengend werden. - Auf den Flüssigkeitshaushalt achten
Trinken ist wichtig, besonders bei Hitze oder längeren Reisen. Trinken Sie, bevor der Durst kommt. - Warnsignale ernst nehmen
Wenn plötzlich starke Erschöpfung, Atemnot oder Schwindel auftreten, suchen Sie bitte SOFORT ärztliche Hilfe. - Wichtige Nummern und Adressen griffbereit halten
Dazu gehören Klinik- und Praxisadressen am Urlaubsort, Versicherungsdaten und Kontaktdaten der behandelnden Ärzte bzw. Ärztinnen am Heimatort.

Für den Fall der Fälle
- Notfallkarte mitführen: Darauf sollten in mehrsprachiger Fassung die Diagnose, die aktuelle Medikation und Kontaktdaten der behandelnden Ärzte und Ärztinnen und eines Angehörigenkontakts stehen.(4)
- Mitreisende einbeziehen: Es ist hilfreich, wenn Ihre Mitreisenden wissen, wie sie im Notfall reagieren sollen. Das gibt Ihnen zusätzliche Sicherheit, ohne dass Sie die Verantwortung für sich selbst abgeben.
Die eigenen Grenzen kennen
Reisen mit Multiplem Myelom und Anämie bedeutet vor allem, sich selbst und seine Grenzen zu kennen und zu respektieren. Anämie ist mehr als nur Müdigkeit oder Erschöpfung. Die verminderte Sauerstoffversorgung kann dazu führen, dass selbst kurze Wege zur Belastung werden, dass die Konzentration nachlässt, dass plötzlich Schwindel oder Atemnot auftreten. Dies ist kein Zeichen von Schwäche, sondern Teil der Erkrankung.
Sie sollten mit Ihren Mitreisenden vorab offen über die Grenzen Ihrer Belastbarkeit und erwartbare Symptome Ihrer Erkrankung sprechen. So können Überforderung und unnötige Ängste vermieden werden.
Was unterwegs wichtiger sein kann als zu Hause
„Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen“ – was Matthias Claudius so schön formulierte, sollte in Ihrem Fall nicht heißen, dass Sie nach Ihrer Rückkehr über schlechte Erfahrungen berichten müssen. Drei Aspekte gilt es daher auf Reisen ebenfalls zu beachten:
- Infektanfälligkeit (unter laufender Therapie oder durch die Erkrankung selbst)
Flughäfen, klimatisierte Räume(5) oder Urlaubsorte mit mangelnder medizinischer Infrastruktur(6) bergen ein gewisses Risiko. Daher ist es gerade für Sie sinnvoll, sich auch während der Reise bestmöglich vor Infektionen zu schützen und sich z. B. zu überlegen, ob ein Hotel mit möglichem Zimmerservice nicht besser geeignet ist als ein Campingplatz mit Gemeinschaftsdusche. - Nebenwirkungen wie Polyneuropathie (Sammelbegriff für Erkrankungen des peripheren Nervensystems)(7)
Polyneuropathie kann das Reisen ebenfalls deutlich beeinträchtigen. Betroffene sollten flache, gut gepolsterte Schuhe mitnehmen, sich Hilfe beim Koffertragen organisieren und lange Wege am Flughafen vermeiden. Kleine Details wie diese können hier große Erleichterung bringen. - Fatigue
Diese massive Erschöpfung, die sich nicht einfach durch Ausruhen oder Schlaf beheben lässt, tritt oft plötzlich auf, unabhängig von der Aktivität oder Tageszeit. So kann ein durchgeplanter Reisetag schnell zur Überforderung werden oder eine Unternehmung von jetzt auf gleich ins Wasser fallen. Es lohnt sich daher, auf den eigenen Tagesrhythmus und die Tagesform zu achten.(8)
Wussten Sie, dass viele Krebstherapeutika die Haut sonnenempfindlicher machen? Diese und andere Informationen rund ums Reisen mit einer Krebserkrankung finden Sie hier.

Trotz all dieser Herausforderungen kann Reisen wirklich guttun, bietet es doch neue Perspektiven und Abstand vom Klinikalltag und vom Leben mit der Diagnose. Für den Erholungseffekt muss ein Urlaub nicht spektakulär sein. Oft reicht es, in einer schönen Umgebung zu sein, in Ruhe ein unterhaltsames Buch zu lesen oder mit der Familie und dem Freundeskreis Spaß zu haben. Unser Fazit: Wer sich gut vorbereitet, ärztlichen Rat einholt und auf sich achtet, sollte auch mit Anämie in den Urlaub fahren können. Gute Reise!
Quellen:
- https://www.ratgeber-herzinsuffizienz.de/herzinsuffizienz/folgen-begleiterkrankungen/anaemie
- https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/aktuelle-themen/aktuelle-themen-2016/urlaub-als-krebspatient.html
- https://employment-social-affairs.ec.europa.eu/policies-and-activities/moving-working-europe/eu-social-security-coordination/european-health-insurance-card_de
- https://www.msd-gesundheit.de/mein-zweites-erstes-mal/reisen-nach-einer-krebsbehandlung/
- https://www.uniambulanz-witten.de/gesund-auf-reisen-halten-sie-sich-im-urlaub-fit/
- https://www.merkur.de/reise/risk-map-das-sind-die-risikoaermsten-und-risikoreichsten-reiselaender-2025-zr-93446913.html
- https://myelom.online/multiples-myelom-begleiterkrankungen/polyneurophatie/
- https://myelom.online/multiples-myelom-begleiterkrankungen/fatigue/
- https://www.bereit-zu-reisen.de/gesund-auf-reisen/reiseapotheke-checkliste/
NP-DE-ON-WCNT-250025; 06/25