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Verfrühte Wechseljahre durch Krebs
Frauen können aufgrund von gynäkologischen Krebserkrankungen wie Eierstock- oder Gebärmutterkrebs und den damit verbundenen Therapien verfrüht in die Wechseljahre kommen. Diese hormonelle Veränderung stellt viele Betroffene vor neue Herausforderungen. Aber warum kommt es überhaupt dazu, und was kann Betroffenen helfen?

Warum treten die Wechseljahre bei Krebserkrankungen verfrüht ein?
Normalerweise beginnen die Wechseljahre etwa zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr. Bereits mit Ende 30 bildet der Körper immer weniger Geschlechtshormone, sodass diese im Laufe der Zeit nicht mehr für einen Monatszyklus ausreichen. Die Frau ist nun in den Wechseljahren und hat ihre Blutung unregelmäßig, bis diese mit Anfang bis Mitte 50 schließlich komplett ausbleibt. Die hormonelle Umstellung kann verschiedene Beschwerden verursachen: unter anderem Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Gewichtszunahme oder weniger Lust auf körperliche Intimität. Diese Beschwerden werden unterschiedlich intensiv erlebt. Die meisten verschwinden nach einiger Zeit wieder, andere Beschwerden, etwa Gelenkschmerzen, können bleiben.(1)
Die Menopause bezeichnet die letzte Monatsblutung im Leben einer Frau. Der Zeitpunkt lässt sich allerdings erst rückwirkend bestimmen, denn erst 12 Monate nach der letzten Blutung kann man davon ausgehen, dass es sich tatsächlich um die endgültig letzte Periode gehandelt hat.
Eine Krebstherapie kann dem natürlichen Verlauf vorgreifen und Frauen frühzeitig in die Wechseljahre bringen. Das Risiko dafür hängt von der Erkrankung und der Therapie ab. Bei einer Chemotherapie oder Bestrahlung des Unterleibs können die Eierstöcke geschädigt werden, und das kann wiederum dazu führen, dass bestimmte Hormone nicht mehr gebildet werden. Nach Operationen sind vorzeitige Wechseljahre eher selten, es sei denn, beide Eierstöcke müssen entfernt werden. Dies ist bei Eierstock- und in vielen Fällen auch bei Gebärmutterkrebs der Fall. Den meisten Frauen mit Gebärmutterkrebs werden bei einer Operation die Gebärmutter, Eileiter und Eierstöcke entfernt. Nach der Operation fehlen die weiblichen Sexualhormone, was die Betroffenen sehr plötzlich in die Wechseljahre versetzt.(1) (2)

Gendermedizin: Individueller Fokus auf Frauen
Die Gendermedizin befasst sich mit biologischen und psychologischen Unterschieden zwischen Frauen und Männern in Bezug auf die Entstehung, den Verlauf, die Diagnose und die Therapie von Erkrankungen. Dies betrifft bei gynäkologischen Krebserkrankungen besonders die Folgen der Hormonumstellung, die psychische Belastung oder auch das gleichzeitige Auftreten mehrerer Erkrankungen. Die Gendermedizin hilft dabei, die Behandlung von Krebserkrankungen zu verbessern, indem sie geschlechtsspezifische – in diesem Fall vor allem hormonelle – Unterschiede berücksichtigt.(3)
Die Hormone spielen auch in den Wechseljahren eine zentrale Rolle. Generell haben Frauen die Möglichkeit, Hormonmangelzustände durch eine Hormonersatztherapie auszugleichen. Diese Behandlung kann die Beschwerden oft lindern, darf jedoch bei einer Krebserkrankung nicht immer angewandt werden. Ist z. B. ein Gebärmutterkrebs hormonabhängig, darf die Betroffene keine Hormone zu sich nehmen, denn diese würden das Wachstum der Krebszellen fördern. Für Frauen mit Eierstockkrebs ist die Einnahme zwar im Allgemeinen möglich, jedoch konnte ein Risiko durch eine Behandlung wissenschaftlich nicht ausgeschlossen werden. Wenn Sie stark unter Wechseljahresbeschwerden leiden, sollten Sie Ihre Möglichkeiten deshalb mit Ihrem Behandlungsteam besprechen.(1) (2)
Wie können Sie mit den Wechseljahren umgehen?
Die Beschwerden in den Wechseljahren lassen in der Regel mit der Zeit von selbst nach. Um sie zu lindern, gibt es mittlerweile einige Tipps aus den Bereichen Ernährung, Sport und Entspannung, die helfen können, auch wenn noch nicht wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass diese Maßnahmen bei Beschwerden tatsächlich wirksam sind. Bevor Sie etwas ausprobieren, sollten Sie mit Ihrem Behandlungsteam absprechen, worauf Sie achten müssen und ob die entsprechenden Maßnahmen für Sie geeignet sind.(2)
Es ist kein Geheimnis, dass eine ausgewogene Ernährung und ein gesunder Lebensstil einen positiven Effekt auf Körper und Psyche haben. Durch die sinkende Östrogenkonzentration während der Wechseljahre wächst die Gefahr einer Osteoporose, das heißt, die Knochensubstanz wird abgebaut. Um einer möglichen Osteoporose vorzubeugen bzw. ihre Fortschritte zu verlangsamen, sollten Sie darauf achten, genug Kalzium und Vitamin D zu sich zu nehmen, etwa über Milchprodukte, Nüsse, Hülsenfrüchte, Eier oder auch Spinat.(4) Der Verzicht auf Kaffee, Alkohol und scharfe Gewürze kann helfen, Hitzewallungen zu reduzieren. Probieren Sie in Abstimmung mit Ihrem Behandlungsteam aus, ob bestimmte Lebensmittel sich lindernd oder verstärkend auf Ihre Symptome auswirken.(2) (5)

Regelmäßige körperliche Aktivität kann das Wohlbefinden steigern – sowohl in den Wechseljahren als auch bei einer Krebserkrankung. Muskeln und Knochen werden gestärkt, was wiederum einer Osteoporose entgegenwirken kann. Auch das Herz-Kreislauf-System profitiert besonders von mehr Bewegung im Alltag. Dabei geht es nicht um intensiven Sport, sondern eher um Aktivitäten wie Spazierengehen, Wandern, Rad fahren oder Schwimmen. Auch hier gilt: Sprechen Sie sich mit Ihrem Behandlungsteam ab, um herauszufinden, welche Aktivitäten passend für Sie sind.(2) (5)
Auch Entspannung ist ein wichtiger Faktor. Dabei geht es nicht so sehr darum, zu Hause zu sein und keine Termine zu haben, sondern vielmehr um das Erlernen von Techniken, mit denen Sie Stress aktiv abbauen, abschalten und Schlafstörungen entgegenwirken können. Hier können autogenes Training, progressive Muskelentspannung, Yoga oder Meditation hilfreich sein. Yoga kann zusätzlich die Beweglichkeit verbessern. Diese und andere Methoden sollten stets unter professioneller Anleitung erlernt werden, damit ihre korrekte Ausübung gewährleistet ist.(2)
Durch die Wechseljahre und durch Ihre Erkrankung kann sich auch Ihr Körpergefühl und damit Ihr Sexualleben verändern. Mehr zu diesem Thema finden Sie hier.
Ihre Gesundheit ganzheitlich betrachten
Die Wechseljahre – vor allem dann, wenn sie früh oder besonders plötzlich eintreten, wie bei bestimmten Krebserkrankungen und -therapien – sind ein großer Einschnitt für jede Betroffene. Dabei spielen sowohl körperliche als auch psychische Faktoren eine Rolle. Die Gendermedizin ermöglicht es, besser auf die Bedürfnisse von Frauen einzugehen und ihnen individuell zu helfen. Wichtig ist dabei ein ganzheitlicher Blick auf die Gesundheit. Gehen Sie offen mit Ihren Symptomen und Sorgen um, und sprechen Sie mit ihren Ärzt*innen darüber. Nutzen Sie zusätzlich weitere Hilfsangebote sowie Beratungsstellen, um sich über Ihre Erfahrungen auszutauschen.
Quellen:
- https://www.krebsinformationsdienst.de/nebenwirkungen-bei-krebs/wechseljahresbeschwerden (abgerufen am: 13.08.2025)
- https://mammamia-online.de/gebaermutterkrebs/wechseljahre-nach-der-op/ (abgerufen am: 13.08.2025)
- https://www.aerzteblatt.de/themen/gendermedizin/geschlechtsdifferenzierte-therapie-genderspezifische-onkologie-nicht-nur-fuer-frauen-wichtig-e75cbeaf-d396-4b2d-b81e-b262ef78d07d (abgerufen am: 13.08.2025)
- https://www.dge.de/blog/2024/ernaehrung-in-den-wechseljahren (abgerufen am: 13.08.2025)
- https://www.frauengesundheitsportal.de/themen/wechseljahre/linderung-von-wechseljahresbeschwerden/ (abgerufen am: 13.08.2025)
NP-DE-ON-WCNT-250033; 09/25